Sexismus in der Schule

veröffentlicht am: 10 Jan, 2022

Wir haben mit Freya aus Kassel zu Sexismus in der Schule gesprochen und wie dagegen Widerstand geleistet werden kann.

Position: Wie Ă€ußert sich Sexismus in der Schule?

Freya: Wir leben in einer Gesellschaft, in der klassische Frauenberufe schlechter entlohnt werden als klassische MĂ€nnerberufe, Frauen auch bei gleicher Arbeit weniger verdienen und ganz ĂŒberwiegend den Haushalt schmeißen, die Erziehung der Kinder und die Pflege von Angehörigen ĂŒbernehmen. Davon profitieren die Konzerne, die sich Lohnkosten sparen und die die Milliarden Subventionen bekommen, die der Staat dank der Arbeit der Frauen einsparen kann. Die RealitĂ€t der doppelten Ausbeutung der Frau hat eine lange Geschichte und Tradition und spiegelt sich in allen Bereichen unseres Lebens wieder. So auch in der Schule. Egal, ob in Erwartungshaltungen von Lehrern, dass die SchĂŒlerinnen besonders fleißig, höflich und ordentlich sein mĂŒssen oder in SchulbĂŒchern, in denen klassische Rollenbilder dargestellt werden, aber nicht, dass auch Frauen sich gemeinsam mit ihren mĂ€nnlichen Kollegen erfolgreich fĂŒr bessere Arbeitsbedingungen, mehr Kita-PlĂ€tze und fĂŒr ein Recht auf Abtreibung einsetzen können. Besonders Ă€tzend wird es, wenn sich die gesellschaftliche Abwertung der Frau als Sexobjekt in der Schule zeigt und es zu Grabschereien und entwĂŒrdigenden AnmachsprĂŒchen durch Lehrer und MitschĂŒler kommt.  Die immer krassere Konkurrenz in der Schule begĂŒnstigt so ein abwertendes Verhalten. Schulen reagieren zum Beispiel so darauf, dass „nuttige“ Kleidung durch die Kleiderordnung verboten wird, weil sich die mĂ€nnlichen SchĂŒler sonst nicht konzentrieren könnten. Damit wird dieses gesellschaftliche Problem individualisiert.

Hast du wÀhrend deiner Schulzeit auch Sexismus erlebt?

Freya:Ich denke, jeder hat das. Ein besonders krasses Problem hatten wir mit unseren Physiklehrer in der neunten Klasse. Er hat eigentlich in jeder Stunde irgendeinen sexistischen Spruch rausgehauen. Zum Beispiel hat er einer SchĂŒlerin unterstellt, sie hĂ€tte eine Schaltung aus Zufall richtig aufgebaut. Als die SchĂŒlerin das bestritten hat, fiel irgendwann der Satz: „Sagst du das auch, wenn dein Mann dir Haushaltsgeld gibt und du dir davon Schuhe kaufst?“. Einmal kam er in der Pause zu uns MĂ€dchen und hat mir und einer Freundin seinen Arm um die HĂŒfte gelegt und uns aufgefordert uns stĂ€rker vorzubeugen (also den Hintern rauszustrecken). Dazu passte gut, dass er auf seinem Youtube-Channel sexistische Schlager gesungen hat (zum Beispiel „Willenlos“ von Westernhagen).

Wie habt ihr euch dagegen gewÀhrt und wie könnte zu dem Thema an Schulen gearbeitet werden?

Freya: Irgendwann hat sich in einer Freistunde die Gelegenheit ergeben, dass wir mit den meisten MĂ€dchen aus unserer Klasse darĂŒber gesprochen haben. Wir haben darĂŒber gesprochen, wie Ă€tzend wir das Verhalten finden, dass uns das nicht nur in der Schule begegnet und dass man sich das nicht gefallen lassen darf. Wir haben vereinbart, dass wir probieren, immer etwas gegen seine SprĂŒche zu sagen. Direkt in der nĂ€chsten Stunde haben wir, als es um berufliche Vorstellungen ging, ihm alle nacheinander gesagt, dass wir Bauarbeiter oder Ă€hnliches werden wollen. Diese gemeinsame SolidaritĂ€t hat gut getan und Mut gemacht. Eine weiterer guter Anlass um an der Schule zu dem Thema aktiv zu werden, ist der internationale Frauenkampftag (8. MĂ€rz). In der Vergangenheit haben wir als SDAJ Gruppe gemeinsam mit mehreren SchĂŒlervertretungen Durchsagen und Quizwettbewerbe dafĂŒr vorbereitet.

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